29.04. – 23.05.2014 – Zentral-Kanada – 4.073 km

Nach 6 Monaten USA sind wir wieder zurück in Kanada …

Wie nach jedem Grenzübertritt müssen wir uns zunächst mit frischen Lebensmitteln eindecken. Geht heute deutlich schneller als im letzten Jahr. Immerhin bin ich vorbereitet auf Produkte und Preise.

Das Wetter verspricht für die nächsten Tage nur Regen, aber immerhin 8 Grad. Wir sitzen 3 Tage in Sault St. Marie an den Schleusen aus, waschen, computern, trinken Kaffee und spielen „Mensch ärgere dich nicht“ … keiner interessiert sich für uns. Gut so.

Am 3. Abend klopft es um 23:00 Uhr an der Tür. Die Security. Er hätte eine Info von der international bridge control bekommen, dass wir hier schon länger stehen. Und das müsse er kontrollieren. Nach einigen Erklärungen, dass wir hier nur übernachten und morgen früh wieder on the road sind, lässt er uns hier parken. Nicht, ohne vorher unsere Namen zu notieren. Ich rechne damit, dass er nochmals zurückkommt um uns zu informieren, dass wir hier nicht stehen können. Aber nichts passiert. Der Rest der Nacht verläuft ruhig.

Es regnet noch immer, aber wir wollen weiter. Genug herum getrödelt. Ein Fahr-Monat durch Ontario, Manitoba, Saskatchewan und Alberta auf dem Trans Kanada Highway steht an. Unser Ziel ist der hohe Norden Kanadas mit den Northwest Territories und Yukon. Bis dahin steht leider nicht viel Spannendes auf dem Reiseplan, aber bis es überhaupt soweit ist, sind erstmal etwas mehr als 4.000 km abzuspulen.

Die Entfernungen sind hier etwas größer

Wir kommen an einem Hinweisschild „Salzburger Hof“ vorbei. Wir kooommen!!! Grießnockerlsuppe wäre schon was Feines. Doch wir sind noch out of season.

Und das mit dem Schnee wäre ja gar nicht so schlimm, wenn nicht der 1. Mai wäre!!!

Weiter geht es immer am Lake Superior entlang. Er ist der am „„wenigsten verschmutzte““ trotzdem pottdreckig und westlichste der Großen Seen. Mit einer Fläche von 82.000 km², 11.600 km³ Wasservolumen und 310 m Tiefe, ist er der weltgrößte Süßwassersee… „jaja, wir haben den weltgrößten“ welcome to america …nach Fläche gerechnet … nach Wassermenge gerechnet ist es nämlich der Baikal-See in Russland mit 31.500 km², 23.000 km³, und 1.640 m Tiefe.

Das Foto stammt von unserer Baikal-Tour und das Kaspische Meer sollte den Russen nur die Größenverhältnisse darstellen.

Wir wollen zu den Scenic High Falls am Magpie River, 3 km abseits des Weges. Doch nach 2 km ist alles überschwemmt und übelst aufgeweicht von der Schneeschmelze, so dass wir umdrehen müssen.

Zwischenstopp in Wawa. Wawa bedeutet in Ojibway (Sprache eines Indianerstammes) soviel wie Wildgans. Der Ort wurde so benannt, weil die Gänse am See in Wawa gebrütet haben. Eine riesige Kanada Gans bewacht den Eingang der Stadt … und jetzt auch uns.

Nächstes Ziel ist Marathon in 200 km Entfernung. Die Strecke ist allerdings nicht so aufregend, da wir weit entfernt um den Lake Superior herum fahren. Im Wetterbericht hören wir, dass es heute Nacht und morgen früh zu gefrierendem Nieselregen kommen soll. Wir entscheiden, zu Abend zu essen und dann noch mal 2 Stunden zu fahren. Immerhin ist es inzwischen bis um 21:00 Uhr hell.

In Rossport, einem Ort mit 3 Straßen und 10 Häusern, bleiben wir stehen. Gute Nacht.

Gestern war Tag 365 unserer Reise. Ein Jahr sind wir nun schon auf Achse. Kommt uns noch gar nicht so lang vor …

Thunder Bay. Wir haben den halben Weg nach Winnipeg geschafft und sind wieder in der Zivilisation. Thunder Bay ist eher ein Versorgungszentrum, obwohl hier 110.000 Menschen leben.

Am Ortseingang gibt es eine Statue von Terry Fox. Ihm wurde 1981 mit 18 Jahren ein Bein wegen Krebs amputiert. Daraufhin entschloss er sich, einen Kanada-Marathon von insgesamt über 5.342 Meilen zu laufen, 26 Meilen pro Tag. Nach 3.339 Meilen bei Thunder Bay holte ihn jedoch der Krebs wieder ein und er musste seinen Marathon, der dazu diente, Geld für die Krebsforschung zu sammeln, abbrechen, da der Krebs wieder ausbrach. Er verstarb im Jahr darauf. Bis dahin hatte er 24 Mio Can$ gesammelt.

Respekt!

Wir haben den Tipp bekommen, dass wir uns unbedingt den Kakabeka-Wasserfall anschauen sollen. Und sind positiv überrascht. Er fällt immerhin 40 Meter in die Tiefe. Wir werden mit tollen Regenbogen-Fotos belohnt.

Das Schild mit den Parkgebühren sahen wir tatsächlich erst beim rausfahren.

An der Zeitgrenze zwischen Eastern Time und Central Time erfahren wir, dass Sir Sandford Fleming 1897 für den Vorschlag, ein weltweites Zeitsystem einzuführen, zum Ritter geschlagen wurde.

Nun sind wir schon 7 Stunden hinter Deutschland zurück.

Auch Hubers Lodge und Merkels Camp sind noch out of season. Also wieder nix mit der Grießnockerlsuppe …

In Dryden begrüßen uns Max, der Elch und ein Adler.

Hurra, die Sonne scheint. Bei 3 Grad fühlt es sich in der Sonne gar nicht mehr kalt an. Die Seen aber sind noch immer zugefroren. Auch die Schiffe liegen noch im Winterschlaf.

Witzige Werbefigur eines Schrotthändlers in Kenora .

VW Käfer und VW Bus gehören hier wie in den USA in jeglicher Form irgendwie schon fast zum Alltagsbild.

Das Arbeitsgerät wird zweckmäßiger.

Ontario ist sooo groß und nimmt gar kein Ende. Doch Hans hat es geschafft … und ist geschafft. Endlich ist die Grenze zu Manitoba erreicht.

Auf dem Trans Canada Highway 1 geht es mutterseelenallein immer weiter Richtung Westen.

Zeit für die weitere Reiseplanung

Die letzten Tage sind wir nur durch Wald gefahren. Kurz nach dem Grenzübertritt Manitobas ist dieser verschwunden. Es gibt nur noch Kornfelder, die z. Zt. allerdings noch unbearbeitet sind. Die Landschaft ist eben, kein Berg mehr vorhanden. Die letzten Schneereste sind verschwunden und wir haben herrlichen Sonnenschein bei 15 Grad.

Ein Abstecher bringt uns nach Steinbach. Hierher kamen 1874 die in Russland verfolgten Mennoniten auf ihren Ochsenkarren an. Da sie gute Farmer und später Autohändler waren, wenngleich sie selber lieber unmotorisiert bleiben, florierte die Stadt ohne Bahnanschluss. Noch heute ist dies die „Autostadt“. Aus dem ganzen Umland kommt man hierher, um seinen Neuwagen zu erwerben.

Winnipeg. Nach den letzten Tagen in der Wildnis wollen wir kurz Stadtluft schnuppern. Immerhin hat Winnipeg 650.000 Einwohner. Statt Sightseeing wollen wir es eher als Versorgungsstopp nutzen, tanken, einkaufen …

Die Forks sind seit 6000 Jahren der Versammlungsort Winnipegs. Indianer, europäische Pelzhändler, einheimische Büffel-Jäger, schottische Einwanderer, Eisenbahn-Pioniere und Tausende von Immigranten … alles hat sich hier versammelt. Heute ist es eher eine Versammlung der Touris an der Shopping- und Fressmeile … aber ganz nett hergerichtet.

Als Kulturhäppchen haben wir uns das Regierungsgebäude (1920 erbaut) herausgepickt. Führungen gibt es im Moment nicht, aber wir können uns überall umsehen und Fotos machen, solange wir nicht die Büros betreten. So schleichen wir durch sämtliche Gänge und an allen Ministerien vorbei.
Unglaublich.

Besonders interessant ist, wie sich die Anzahl der Ministerien geändert hat.

Früher

Heute

Wir verlassen Winnipeg mit einem Umweg über St. Claude, wo die weltgrößte Pfeife steht.
Da die ersten Siedler dieser Region 1892 aus St. Claude, Frankreich kamen, wo die Hauptindustrie aus der Herstellung von Pfeifen bestand, wurde hier für sie diese Pfeife errichtet.

Was für ein Scherz, das hatten wir uns anders vorgestellt.

Da sind die starken Frauen schon interessanter.

Die Fahrt ist mehr als eintönig, zumal es auch noch regnet. Es geht immer weiter durch die Kornkammer Manitobas. Vereinzelt sehen wir die ersten Bauern, die sich für die Frühjahrsarbeit rüsten, doch die meisten Äcker stehen noch unter Wasser. Nix los hier. Außer dass wir nach ziemlich genau einem Jahr mittags um 12:50 Uhr unseren 40.000sten Kilometer gefahren sind. Von einer Weltumrundung sind wir allerdings noch meilenweit entfernt.

Im National Mountain Riding Park soll es einige Bisons geben. Die Wege im Park sind nach dem Regen reichlich matschig und aufgeweicht. Wir kommen trotz unseres Gewichtes aber ohne Probleme durch. Und dann sehen wir innerhalb von 15 Minuten Elch, Biber, Hase, Frosch (sehr groß), Bär und unsere ersten Bisons. Was für ein Geburtstagsgeschenk! Der Abstecher hat sich wirklich gelohnt.

Geburtstag!!! DANKE nochmals an alle Gratulanten … denn wir haben weder Handynetz noch WIFI … und ich weiß nicht, wer versucht hat, mich zu erreichen.

Auf´s Foto haben es allerdings nur die Büffel geschafft.

In Inglis besuchen wir Judith, eine Bekannte unseres Freundes „Jonson“ (viele kennen Ihn aus unserem Allrad-Forum) auf der Parkland Ranch.

Judith, die Vizeweltmeisterin im Sky-Surfen war und schon immer Pferde hatte, ist vor einigen Jahren hierher ausgewandert und hat ihre Pferderanch eröffnet. Hier lebt sie nun mit 50 eigenen und zahlreichen weiteren Ausbildungs-Pferden.

Im Angebot gibt es Reiterferien, Ausbildung zum Pferdetrainer, Yoga & Reiten, Skiferien und und und.

Neben Pferden gibt es noch einen kompletten Streichelzoo bestehend aus 8 Hunden, Katzen, Lamas, Hühnern, Kühen …

Adrian, die Freigängerin …

Bei Judith lernen wir noch 6 Mädel und Jungs aus Deutschland und der Schweiz kennen, die hier entweder eine Ausbildung mit Pferden machen oder aber work and travel, d.h. dass sie einige Wochen hier arbeiten und danach durch Kanada und die USA reisen. So ergibt sich eine interessante Runde mit vielen Infos.

Auf der Farm verbringen wir 3 ruhige Tage und sehen am 11. Mai unseren (hoffentlich) letzten Schnee für diesen Winter.

Neben leckerem BBQ und Lagerfeuer am Abend ist aber auch Arbeit angesagt. Während Hans einen Servicetag mit Wartung und Ventile einstellen einlegt, darf ich die Waschmaschine nutzen.

DANKE, Judith!!!

Wir überschreiten die nächste Provinzgrenze nach Saskatchewan und stellen die Uhr wieder eine Stunde zurück, nicht, weil wir an der Zeitzone sind, sondern weil Saskatchewan keine Sommerzeit hat … (8 Stunden Zeitverschiebung zu Deutschland).

Wie in Manitoba gibt es auch in Saskatchewan riiiesige Kornfelder. Wir fahren immer an den Bahngleisen entlang und sehen die Kornspeicher. Immer wieder begleiten uns die Züge mit ihrem Getröte … bis zu 156 Waggons habe ich gezählt.


In Saskatoon zieht es uns zur Uni, wo es ein Museum mit Dinosaurierskeletten gibt. Sehr beeindruckend, die Viecher.

Vegreville hingegen hat das mit 7,15 m weltgrößte ukrainische Osterei.

Im Elk Island National Park gehen wir wieder Büffel gucken. Wir übernachten an einem abgeschiedenen Wanderparkplatz und hoffen, dass uns die Security heute Nacht nicht auf den 25$ teuren Campground schickt.

Wir stehen im Morgengrauen auf, um die Tierwelt zu beobachten. Zunächst bleiben wir am Biberbau stehen. Doch hier werden WIR beäugt, bis sich Familie Biber wieder sicher fühlt. Dann wird weiter eifrig Baumaterial herangetragen, um den Wasserabfluss zu verhindern. Wir können zuschauen, wie sie ganze Äste heranschleifen. Der Biber kann 3-5 Minuten unter Wasser bleiben und bis zu 800m tauchend zurück legen.

Auch die Büffelherde (wir zählen über 100 Tiere) können wir heute früh noch prima beobachten, wie sie mit ihren Kleinen unterwegs sind, die immer wieder zwischendurch trinken.

Wir verbringen noch eine Nacht direkt im Büffel-Loop und haben den Wecker auf 5:00 Uhr gestellt. Sobald die Sonne heraus kommt, machen sie sich auf den Weg. Ganz langsam sehen wir die gesamte Büffelherde von weit hinten ankommen. Wir beobachten sie zwei Stunden lang. Herrlich. Ganz besonders niedlich sind die Jungen, wenn sie die Welt entdecken und auf der Wiese herum springen.

Wieder eine neue Provinz

Edmonton
Auf City haben wir keine Lust, aber die überdachte Einkaufsmeile, die Anfang der 80er Jahre mit mehr als 800 Shops die größte weltweit war, wollen wir schon sehen. Heute gehört sie noch immer unter die ersten zehn.

Creative Hochzeitstorte … gesehen beim Chinesen-Bäcker

Die Mall selbst mit ihren Shops beeindruckt uns nicht so sehr, aber dass es hier eine kostenlose Seehundshow mittendrin gibt, ein riesiges Spaß-Wellen-Bad, einen Wasserzoo, Meerwasseraquarien, Minigolfplätze, ein Eisstadion und … einen Jahrmarkt incl. Indoor-Achterbahnen, Karussell und und und. Sogar eine Nachbildung der Santa Maria von Christoph Columbus schwimmt auf einem See mitten in der Mall.

Das Eisstadion im Umbau

Die Fahrgeschäfte sind alle ineinander verzahnt. So kann auf geringstem Platz ein ganzer Jahrmarkt untergebracht werden.

Noch einmal volltanken, denn hier in Edmonton, der Ölhauptstadt Kanadas, soll es am Günstigsten sein. Richtung Norden kann es nur noch teurer werden.

Auch der Kühlschrank wird aufgefüllt, denn wir erwarten so hohe Preise wie schon in Labrador.

Die Strecke zum Slave Lake verläuft sehr eintönig. Als wir uns einen Kiesplatz für ein Päuschen suchen, sehen wir nach all den Schwarzbären unseren ersten Grizzlybären. Er bleibt zunächst stehen, schaut uns an, lässt uns aus der Ferne ein paar Fotos machen, bevor er langsam wieder im Wald verschwindet. Ab sofort werden wir wieder etwas vorsichtiger sein.

Zwei weitere Fahrtage mit Übernachtungen in Faust und Falher folgen.

Die Insekten werden auch immer angriffslustiger …

Und zum Abschluss ein kleiner Einblick auf das, was hier so an landwirtschaftlichen Spielsachen rumfährt.

Da ist vom Sohnemann bis zum Papa für jeden etwas dabei …

Die Größen sind beeindruckend, oder aber auch frustrierend …

Endlich kommen wir in Dawson Creek an, dem Beginn des legendären Alaska-Highways.

Dort treffen wir uns nächsten Monat wieder auf unserer Route durch Kanadas Northwest- und Yukon-Territories, bevor es weiter nach Alaska geht.

Allgemeine Infos

Aktueller Wechselkurs: 1 € = 1,50 Can$

Diesel in Manitoba =1,37 Can$/L
Diesel in Alberta =1,26 Can$/L in Edmonton
Diesel in British Columbia = 1,49 Can$/L

Parken an den Kakabeka Falls bei Thunder Bay:
5,25 Can$ für 2 Stunden, 7,00 Can$ für 4 Stunden und 14 Can$ für den ganzen Tag

Museum in der Uni Saskatoon (Saurier-Museum und Diefenbaker-Museum)Museum kostenlos, parken 1 Can$ pro 30 Minuten

Elk Island National Park
Eintritt im Kanada-Pass enthalten
Camping im Park: 25 Can$
Fire Permit 8,50 Can$