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24.05. – 07.07.14 – Kanadas Norden – 8.450 km – (Teil I)

In Dawson Creek (Kanada) beginnt der legendäre Alaska Highway
(ALCAN = ALaska CANada).

Der Bau erfolgte aufgrund des Angriffs auf Pearl Harbour am 7 Dezember 1941. Im Angriffsfalle der Japaner von Norden her über die Aleuten hätte man keinerlei Infrastruktur zur Verteidigung Alaskas Küstenlinie. So wurden in nur 8 Monaten !!! unter schwersten Bedingungen wie Hitze, Kälte, Moskitos, Schlamm … unvorstellbare 2.430 km !!! im Nirgendwo von Dawson Creek in den nördlichen Rocky Mountains (British Columbia/Kanada) nach Fairbanks (Alaska/USA) fertig gestellt. Unglaublich!

Am 11. Februar 1942 unterzeichnete Präsident Roosevelt einen 50 Mio $ Vertrag, um die Strasse zu bauen. Kanada stimmte 2 Wochen später auch zu.

In den frühen Morgenstunden des 9. März 1942 erreichten bereits die ersten 600 Eisenbahnwaggons Dawson Creek.

Dawson Creek wurde riesengroß. Regelrechte Zeltstädte wuchsen ins umliegende Farmland, wo bis zu 10.000 Personen untergebracht waren.

Am 25.Oktober, also 8 Monate und 12 Tage später, war eine Strasse im Nirgendwo mit einer Länge von 2.430 km von der ersten Planung bis zur fertigen Ausführung erstellt worden.
Unglaublich!!!

Im Süden begann man mit dem Bau in Dawson Creek (damals 500 Einwohner), denn bis hierher ging bereits die Eisenbahn. So kamen sozusagen über Nacht über 11.000 Soldaten an. Zusätzlich wurden unzählige Ingenieure, 7500 Zivilisten und 11.000 Arbeitsgeräte eingesetzt.
Gleichzeitig begann man im Norden, sich entlang existierender Winter-Strassen, alter Trails und entlang der Flüsse Richtung Süden zu arbeiten.

Zu Beginn wusste die Armee nicht einmal, wo genau die Straße verlaufen sollte. So wurden lokale Jäger und Trapper angeheuert, um zu helfen. Weitere Erkundungen erfolgten durch Buschpiloten, zu Fuß, mit Pferden und Schlittenhunden.

Die Pionierstrasse musste schnellstmöglich, unter Ausnutzung der körperlichen Grenzen der Arbeiter, errichtet werden.

Das Ziel war, die komplette Strasse zum frühest irgendwie möglichen Zeitpunkt zu einer ausreichenden Versorgungsroute für Truppen herzustellen.

Geschwindigkeit war der Schlüssel beim Bau der Pionierstrasse.
Die Raupen, die eine Schneise durch den Wald schoben und Bäume umlegten und weg schoben überrannten fast die, die die Route suchten. Denen folgten die Gräder, Kieslaster und die, die Brücken und Durchlässe bauten.
Die Baustelle musste 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche am Laufen gehalten werden.

Es war ein kolossales Projekt mit kolossalen Problemen:
• Wie bringt man 11.000 Soldaten, 7.500 Zivilisten und 11.000 Fahrzeuge und Ausrüstungsgegenstände in 2 Monaten in den Norden?
• Wie baut man eine 2.500 km lange Strasse mit Männern, die nie eine Raupe bedient haben und Mechanikern, die vorher Uhrmacher waren?
• Was ist zu beachten ím Tundramoos und bei Permafrost?
Es sollten zwei Strassen in einer werden: Eine raue Piste, errichtet in nur einem Sommer und ein Ganzjahres-Highway, der im darauffolgenden Jahr fertig gestellt werden sollte.

Es gab viele Unfälle, als sich LKWs an scharfen Kurven überschlugen oder durch gefrorene Flüsse und Seen brachen und dabei ihre Fahrer und Beifahrer mit ins Grab nahmen. Einige starben auch an Unterkühlung, wenn sie nach langer Fahrt am Straßenrand für ein Nickerchen hielten und am nächsten Morgen erfroren aufgefunden wurden.

Pannenfahrzeuge wurden einfach zur Seite oder über die Böschung geschoben und später als Ersatzteilspender verwendet. Es gab mittlerweile kein Limit mehr, was Finanzen und Ausrüstung anbelangte.

Die größte Tragödie ereignete sich im Februar 1943, als Verbesserungen der bereits bestehenden Strasse vorgenommen wurden. Im Ortskern von Dawson Creek explodierten 60.000 Stangen Dynamit. Ein kompletter Wohnblock wurde aus dem Boden gehoben und zerstört. Im Umkreis von 7 Meilen war die Druckwelle noch zu spüren. Die Explosion veränderte das Ortsbild von Dawson Creek für immer. Viele wurden verletzt, aber wie durch ein Wunder gab es nur 5 Tote.

Statt der geplanten 50 Mio $ beliefen sich die Kosten auf letztlich 140 Mio $. Die USA übernahmen die Kosten auch für den kanadischen Teil und übergaben diesen im April 1946 offiziell an Kanada.

1948 wurde der Alaska-Highway bereits für die Öffentlichkeit frei gegeben. Seitdem haben mehrere Verbesserungen und Begradigungen den Alaska-Highway um ca. 55 Kilometer verkürzt.

Nette Wandmalereien zum Thema Alaska-Highway in der Innenstadt von Dawson Creek.

Wir nehmen vom Alaska Highway noch einmal Abschied, weil wir einen Abstecher ins 1.200 km entfernte Yellowknife, der Hauptstadt der Northwest Territories, machen wollen.

Hier schon mal ein Vorgeschmack auf die Tierwelt, die uns erwartet.

Und natürlich … MOSKITO!!!

Dunevegan-Hängebrücke, die einzige Hängebrücke Albertas.

Erster Stopp ist in Grimshaw. Hier beginnt der MacKenzie Highway, der uns Richtung Yellowknife (noch 1.000 km/650 Meilen) führt. Für uns geht es nun seeehr lange geradeaus (646 km) bis zur ersten Kreuzung, wo wir den MacKenzie Highway verlassen und der Route 3 nach Yellowknife folgen werden.

Der erste Cat Train verließ Grimshaw im Winter 1938/39 auf dem Weg nach Yellowknife
( 1.000 km ) mit Versorgungsgütern und 2 Häuschen auf Schlitten.
Marschgeschwindigkeit ca. 4 km/h … Ankunft am 12. April 1939.

Auf unserer Suche nach Infos landen wir am Rathaus. Noch während Hans parkt kommen schon zwei Herren herausgelaufen. „WHAT IS THIS??? I HAVE TO CHECK THIS OUT!!!“

Schon bekommen wir eine Handvoll Sticker in die Hand gedrückt. Nach einer Stunde haben wir alle Infos zusammen. Wie wir später im Prospekt sehen, war es der Bürgermeister Brian Allen selbst, der sich um uns gekümmert hat.

Im kleinen Ort Manning gibt es ein altes Hospital. Es ist verschlossen und die Oma, die die Führungen normalerweise macht, muss sich nach dem Schlüssel durchtelefonieren. Ergebnis: Keiner weiß, wo der Schlüssel ist. Schade, dann eben nicht …

Vom Ortsbummel zurück am Auto, erwartet uns Omi winkend mit dem Schlüssel in der Hand.

Na ja, wirklich gelohnt hat sich der Aufwand nicht. Die Klinik war von 1936 bis 1957 im Einsatz, 8 Betten, 3 Kinderbetten, 1 OP, 1 Arzt, 1 Krankenschwester und 1 Helferin. Nach kurzer Zeit gab es schon 3 Krankenschwestern und das Krankenhaus wurde zu klein. Heute ist noch ein Krankenzimmer eingerichtet und im OP sind einige alte Instrumente und ein Röntgengerät zu bewundern. Das war es auch schon.

Mit der kostenlosen Fähre geht es über den Peace River

nach La Crete. Dies ist ein altes Mennonitendorf, in dem noch heute „low german“ (Plattdeutsch) gesprochen wird. Hochdeutsch gibt es nur in der Kirche. Und Englisch nur bei offiziellen Angelegenheiten.

Das Dorf ist sehr sauber und aufgeräumt, wie man es von diesen Orten kennt. Ansonsten gibt es nichts Besonderes. Das Heritage Museum ist wie erwartet noch geschlossen. Der Abstecher hat sich also nicht wirklich gelohnt.

Auch Fort Vermillion, die älteste Siedlung in Alberta, liegt noch im Winterschlaf. Im Museum ist zwar alles noch im Chaos, aber die Damen sind total bemüht und geben uns einige brauchbare Infos über die Gegend.

Am kleinen Flughafen ist gerade eine Versorgungslieferung für den Ort eingetroffen.

Terminal 2, Abflug 😉

Kraft Mayonnaise, O-Saft, Schubkarre und Rasenmäher … da ist für jeden was dabei …

In High Level ist im Eingangsbereich der Touri-Info eine Weltkarte, auf der jede Saison Besucher von außerhalb Kanadas per Foto abgebildet werden. Schöne Idee. Wir werden auch gleich verewigt.

Vom Highway aus machen wir einen Abstecher in das nur 63 km entfernte Zama City. Hierbei handelt es sich um eine reine Oilfield-community. Hier ist das südlichste Terminal der kanadischen Inlands-Pipeline (die aus Norman Wells im Norden Kanadas kommt), von wo aus das Rohöl an die Raffinerie in Edmonton befördert wird. Das wollen wir uns anschauen. Auf dem Weg dorthin gibt es NICHTS zu sehen …

… außer dieser alten Eisenbahnbrücke

Nicht einmal die Bison zeigen sich

Für Öl ist kein Baum zu schade …

Und dann ist man auch schon mitten im Ort, der 250 Einwohner hat und eher einem Camp gleicht.

Wir fahren auf und ab, sehen einiges an Ölbohrequipment, aber nichts wirklich Aufregendes, weil da wo es aufregend wäre, alles gesperrt ist.

Zama City gibt es bereits seit 1968, nachdem hier 1965 Öl entdeckt wurde.

Wir landen in der Bibliothek, die in einem nagelneuen „Gebäude“ untergebracht ist. Für letztendlich eine Bretterbude, wie die meisten Häuser in Nordamerika, gab es diesen Scheck:

Nein, das ist kein Modell … das ist ein Pressspanplatten-Rohbau … so wie alles hier in Kanada/USA

Wir kommen mit der 65jährigen Bibliothekarin ins Gespräch und erfahren, dass sie ursprünglich aus Schottland kommt, mit ihren Eltern 1952 nach Quebec kam und dann nach Vancouver ging.

Vor etwa 35 Jahren ist sie in Zama City gelandet, wo sie ihren Mann kennengelernt hat. So lange betreibt sie auch schon die Bibliothek, die ein wahres Schmuckstück ist, nachdem sie 8 Mal umgezogen ist. Für so einen kleinen Ort gibt es hier wirklich alles, was das Herz begehrt: die neuesten Bücher, Hörbücher, DVDs, Spiele, Puzzle Computer mit Internet-Zugang, bis hin zu Backformen und Küchengeräten, die man ausleihen kann. Ebenso gibt es Gemeinschaftsräume für die kalten und einsamen Winterabende.

Zusätzlich gibt es noch einen Wellness-Raum mit dem neuesten Massagesessel, den man sich vorstellen kann (7.000 $). 2013 war die Zama-Bibliothek nominiert für den Award in Bibliotheksservice.

Wenn Öl im Spiel ist, versucht die Regierung die Leute mit allen Annehmlichkeiten zu halten und Geld ist erstmal Nebensache.

Die Bibliothekarin hat uns erzählt, dass es hier, als sie vor 35 Jahren ankam, noch keine Straße gab und dass die Trailer im Schlamm stecken blieben. Oft blieben sie dann gleich an dieser Stelle stehen und wurden zum neuen Wohnort. Es gab weder fließend Wasser noch Heizung. Und das, obwohl es im Winter auch schon mal unter minus 50 Grad C kalt wird. Unvorstellbar.

Lebensmittel werden noch heute per Fax oder mail im Supermarkt in High Level (200 km entfernt) bestellt und von dort auch geliefert. Wenn sie selbst mal dorthin fährt, muss alles an einem Tag erledigt werden, Arzttermine, Besorgungen, Einkäufe …

Sie arbeitet morgens als Schulsekretärin, am frühen Nachmittag in der Bibliothek, am spät Nachmittag putzt sie die Schule und danach öffnet sie die Bibliothek für die Abendstunden. Unglaublich.

Sie erzählt uns, dass hier schon mal die Büffel von außen durch die Scheiben ins Klassenzimmer schauen. Die Pausen müssten dann verschoben werden, weil zu gefährlich. Sie würde dann Töpfe und Pfannen zusammen schlagen, um die Büffel mit dem Lärm zu vertreiben.

Wir haben den Eindruck, dass sie sich hier sehr wohl fühlt. So wie ihre Schwester in Vancouver, die in einer kleinen Wohnung lebt, wo man nichts darf, nicht leben könnte.

Am Abend kommen wir am 60. Breitendgrad und somit der Grenze zu den Northwest Territories an. Es ist Anfang Juni und wir merken deutlich, dass die Tage hier oben im Norden länger werden. Dunkel wird es erst um Mitternacht.

Dieses Provinzschild mit den Betonklötzen hat, wie wir später erfuhren, 740.000 $ gekostet … räusper …

Kanadas einziges Nummernschild, das von der Norm abweicht.

Am Info-Gebäude kommen wir mit den Angestellten Vi und Erik ins Gespräch. Die beiden (65 Jahre alt) arbeiten hier vom 15.5. – 15.9. und verbringen dann die Wintermonate auf der Baja California in Mexico, wo wir sie unbedingt besuchen sollen. Wir sind zum Weihnachts-Pot Luck eingeladen. Machen wir doch gerne, könnte klappen.

Pünktlich zu Beginn der Wasserfall-Route verzieht sich die Sonne und alles erscheint grau in grau.

Alexandra Falls und Twin Falls

In Hay River

überlegen wir, den 400 km Abstecher one way zum Wood Buffalo Nationalpark zu machen, dem zweitgrößten Nationalpark weltweit (mit 44.800 km² größer als die Schweiz).

An der Abzweigung zum Buffalo Park entdecken wir dieses Schild: 262 km zur Park-Info … ein Scherz, oder???

Auf dem Weg dorthin „finden“ wir Pine Point, einen Ort, den es nicht mehr gibt.

Von Anfang der 1960er bis 1988 gab es hier eine offene Zinkmine. Zu dieser Zeit hatte der Ort ca. 2.000 Einwohner. Als die Mine stillgelegt wurde, wurde der komplette Ort zurückgebaut.

Nur die Straßen, die nun langsam von den Bäumen übernommen werden, existieren noch. Wir finden noch einen Zebrastreifen und die Gehwege,

größere Parkplätze, die wahrscheinlich zum Supermarkt gehörten, einzelne Parzellen, die auf die Wohnhäuser schließen lassen

und außen herum die Abraumhalden und die offenen Minen, die zum Teil mit Wasser gefüllt sind sowie die ganzen Probebohrungen vor.

Ansonsten ist wirklich NICHTS mehr da. Irgendwie unheimlich, wie sich die Natur diesen Ort jetzt zurückholt.

Hier finden wir auch einen sehr ruhigen Nachtplatz.

Die weitere Strecke ist nicht besonders interessant. Wir sehen nur

– ein Sinkhole, das vor ca. 40 Jahren entstanden ist, als die Decke einer Höhle nachgab
– einen Feuerturm, um Buschfeuer frühzeitig zu erkennen
– einen unterirdischen Fluss, von dem natürlich nichts zu sehen ist 😉
– den Ausguck zu den bedrohten Schreikranichen verpassen wir, da es nur ein Parkplatz am Seitenstreifen ist
– die Salzseen lassen wir heute links liegen, da es schüttet.

Da die Strecke zum Großteil gravel ist und patschnass, schaut Wombi entsprechend aus. Ein Grauen.

Gravel Road und patschnass … die wenigsten wissen, was es damit auf sich hat.
Die gravel roads werden gespritzt, um den Staub zu binden und somit für mehr Sicherheit im Verkehr zu sorgen.
Nur … das gespritzte ist kein Wasser, sondern eine Calcium-Chlorid-Mischung … also pure Medizin für die Fahrzeuge.
Calzium, also Salz, bindet wesentlich länger den Staub als es Wasser tun würde.

Also in Zukunft ein nasses, dreckiges Auto = durch eine Calziumsuppe gefahren … danach schnellstmöglich, waschen, waschen, waschen …denn wenn das Zeug trocken wird, ist es wie Beton.

Und wer den hier sieht oder sogar vor sich hat, hat die A-Karte gezogen …

Immerhin sehen wir einige Büffel.

In Fort Smith

… entdecken wir dieses Monster-Moskito.

Klatsch ……
Nur ein totes Moskito ist ein gutes Moskito.

An der Boatramp sehen wir weiße Pelikane. Ein ganzer Schwarm sitzt bereit, um uns zu begrüßen. Allerdings reagieren wir zu spät und verschrecken sie mit unserem Lärm. Mist.
Eisreste am Ufer und Pelikane im Wasser … eine seltene Kombination.

Wir warten, aber sie kommen nicht mehr zurück. Daher nur aus der Ferne:

Zwischen April uns September ist hier der nördlichste Nistplatz genau zwischen Stromschnellen. Die unbegrenzte Futterquelle bereitet die Jungvögel auf ihren 5.000 Kilometer Flug in ihr Winterquartier vor.

Auf den 120 km nach Peace Point (innerhalb des Wood Buffalo Nationalparks) bleiben wir direkt an einem Fluss stehen. Ein Traum-Platz, aber wir fahren um 20:00 Uhr noch mal los.

Erfahrungsgemäß zeigt sich am Abend auch noch mal Wildlife. Wie recht wir haben. Wir sehen 9 Bären, einige Büffel und 27 Hasen.

Erstmal Pause …

Während ich mich am nächsten Morgen um Kaffee und Toast kümmere, kruscht Hans draußen in der Heckgarage herum. Plötzlich springt er ziemlich aufgelöst in Wombi hinein. Da ist ein … Bär!!! Und tatsächlich. Hat er sich doch bis auf 5 Meter angeschlichen. Ganz ruhig, gar nicht schüchtern. Als Hans den Kopf aus der Heckgarage nahm und sich umdrehte, sah er ihn an. Wahrscheinlich hat ihn der Duft unseres Toasts angelockt.

Er kommt noch näher heran. Wir beobachten ihn jetzt aus sicherer Entfernung aus Wombi heraus. Nach einer Weile hat er genug und er trollt sich wieder.

Aber wenigstens Anstand hatte er …. frisch geföhnt zum Frühstück kommen …

Peace Point ist im Sommer eine Sackgasse. Weiter südlich existiert nur eine Winter-Road, die nur bei Eis und Schnee befahrbar ist. Zum Teil geht sie dann direkt über den zugefrorenen Fluss. Am Ziel finden wir nur noch drei einsame Häuschen am Peace River vor.

Wir drehen um und pilgern zurück nach Fort Smith. Dabei sehen wir noch fünf Büffel und ein Büffel-Baby in der Sonne liegen. Sie verhalten sich so ruhig, dass wir sie gut beobachten und fotografieren können. Ansonsten ist der Park wie ausgestorben. Gut, dass wir gestern Abend noch gefahren sind und das Wildlife gesehen haben, sonst wären die 120 km nach Peace Point für die Katz gewesen.

eine ganz andere Art von Büffel …

Die Salzseen, jetzt bei schönem Wetter, sind beeindruckend. Dazu geht es auf einem kurzen Trail durch den Wald,

wobei ich lauthals vor mich hin singe, um die Bären zu vertreiben. Hans schimpft. So gern ich sie auch sehen mag … aber nicht, wenn wir zu Fuß unterwegs sind.

Und die sind hier sind einfach überall unterwegs ….

Das kann dann auch schon mal so ausgehen …

Zurück in Fort Simpson schauen wir uns das Northern Life Museum an. Hier wird sehr anschaulich dargestellt, wie sich das Leben der First Nation entwickelt hat. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Nachfrage aus Europa nach Pelzen für Kleidung, Hüte etc immer größer, so dass es immer mehr Trapper gab. Damit kam die Hudson Bay Company ins Spiel. Es gab die ersten Ansiedlungen und somit kamen auch die Missionare, die sich um Bildung und Gesundheitswesen kümmerten. Die Kinder waren zunächst in Tagesschulen, wurden aber oft von den Eltern geholt, um beim Fischen und Jagen zu helfen. Als dann die Internatsschule kam, kam damit zwar die Bildung, aber die alten Traditionen gerieten langsam in Vergessenheit.

Und überall in den Museen und Info-Centern sind ausgestopfte Tiere in Massen, die man sogar anfassen darf. Die Felle sind von rau über struppig bis kuschelweich. Wie diese erlegt wurden, das lassen wir mal außen vor.

Was mir immer besonders gut gefällt, sind die Nachbildungen von Trapperhütten, die heute wahrscheinlich noch genau so aussehen. Ein unbequemes Bett mit rauer Decke, Tischchen und Hocker, Ofen mit Wasserkessel und ein Kleiderständer, um die nasse Kleidung zu trocknen.

Und auch die ersten Shops mit Kaffee und Tabak und den ganzen Krims Krams Dosen. Herrlich.

Am Wegesrand tummeln sich wieder mal Bären und später ein Büffel.

Zurück nach Hay River. Im Indianerreservat versorgen wir uns mit Diesel und Zigaretten. Während Diesel in Fort Smith, auf der anderen Flussseite 1,51 Can$/L gekostet hat, steht hier 1,37 Can$/L auf der Zapfsäule. Zigaretten sind hier allerdings teurer.

Gestern Abend kamen wir an der Straße vom Buffalo-Nationalpark an einem Punkt vorbei, wo zig Teddybären auf Stühlen an der Straße saßen. Einige brandneu. Wir vermuten einen Unfall mit Kindern. Wir erfragen, was es damit auf sich hat.

Dort habe ein älterer Mann etwas abseits gelebt, der kein Auto hatte. Immer wenn er mitgenommen werden wollte, hat er seinen Teddy an den Straßenrand gesetzt. Jeder wusste Bescheid und hat ihn abgeholt. Vor einigen Jahren ist er gestorben und zum Gedenken an ihn werden noch heute dort Teddybären abgelegt.
Eine nette Geste.

Nun sind wir nach den Abstechern vom Abstecher wieder auf der Wasserfall-Route Richtung Yellowknife.

Der McNallie Creek Wasserfall ist nichts Besonderes, aber ein netter Zwischenstopp.

Ebenso der Kakisa-Wasserfall.

Die Deh Cho Brücke über den McKenzie River (202 Millionen Dollar – Projekt) wurde erst im Herbst 2012 fertig gestellt. Bis dahin gab es im Sommer eine Fähre, im Winter eine Eisroad.
8 Jahre Planungszeit … 4 Jahre Bauzeit… Länge: 1.045 Meter
Die Eröffnungszeremonie fand am 30. November 2012 bei minus 32°C statt !!!

Zur Begrüßung etwas amerikanisches Flair.

Die alte Fähre steht noch an Land. Wahrscheinlich wird sie hier vor sich hin gammeln, anstatt woanders eingesetzt zu werden. Warum, das verstehen wir nicht.

Im Mackenzie Wood Bison Sanctuary, das sich über 315 km hinzieht, laufen ganze Büffelherden auf der Straße herum.

Kirche in Fort Providence

Hey Alter … mach mal kein Stress … 😉

Endlich: Yellowknife

Europäische Einwanderer kamen in den 1930er Jahren mit der Entdeckung von Gold und Radium ( damals 100.000 $ pro Gramm ) am Great Bear Lake in diese Gegend. Einen weiteren Boom erlebte Yellowknife als 1992 am Lac de Gras Diamanten entdeckt wurden. Inzwischen haben ca. 150 Firmen ihre Claims nach Norden bis zur Arctic-Küste und im Osten bis zur Hudson Bay gesteckt.

Was früher das Gold war, sind heute Diamanten. Im Info-Center gibt es einen kurzen, aber sehr interessanten Film über die Diamantenminen. Die Gegend um und unter Yellowknife ist regelrecht ausgehöhlt.

Yellowknife ( 21.000 Einwohner ) ist die Diamantenhauptstadt Nordamerikas.

Nach den Tierbeobachtungen der letzten Tage steht Sightseeing auf dem Programm.

Im super interessanten Heritage Museum verbringen wir gleich einige Stunden, bekommen Infos über die Tierwelt, das Leben der First Nation, deren Handwerkskünste und und und.

Zum Schluss sehen wir noch einen 30minütigen Film über den Bau eines Bootes aus Elchleder, wie es die Vorfahren bis in die 1950er Jahre getan haben. 1981 hat ein Mann sein Wissen und das seiner Vorfahren festgehalten und mit einer Gruppe First Nation-Einwohner innerhalb von 5 Tagen noch einmal solch ein Boot ( 13m lang, 2,3 m breit, 370 kg schwer, 8 Elchhäute ) gebaut, wie er es als Kind schon mit seinen Eltern getan hat.

Es dauert im Vorfeld mehrere Monate, um die richtigen Bäume zu finden, die Elche zu jagen und deren Felle zu bearbeiten sowie alles andere zusammenzutragen. In diesem Boot ist man dann auch die alte Flussstrecke entlang geschippert. Das Original –Boot ist hier ebenfalls zu bewundern.

Im Regierungsgebäude bekommen wir eine interessante kostenlose Führung durch das sehr moderne Gebäude, das es erst seit 1993 gibt. Bis dahin fanden die Sitzungen in den unterschiedlichsten Orten statt.

Durch die beiden mit Pfeilen gekennzeichneten Glasfronten kann man direkt in den Sitzungssaal sehen.

Die Kleiderordnung ist hier nicht besonders streng …
Regierungsbeamter mit Flip-Flops …

Da es eine Vielzahl unterschiedlicher Indianerstämmen hier in den Nordwest Territories gibt, wird die gesamte Sitzung live in 11 Sprachen übersetzt.

Unsere Frage, wie viel Mitspracherecht die Queen im Ernstfall noch hat, kann man uns auch hier nicht zufriedenstellend beantworten.

Während ich shoppe, um unsere Vorräte nachzufüllen, findet uns Peter. Peter ist vor 45 Jahren aus Dortmund hierher gekommen, jetzt 66 Jahre alt. Er ist seit 25 Jahren in Yellowknife, war vorher in Vancouver und Saskatoon. Er ist Mechaniker und hat auch in den Minen gearbeitet. So ist recht interessant, was er zu erzählen hat. Er lädt uns zu sich nach Hause ein, wo er uns eine leckere Currywurst verspricht. Da können wir nicht nein sagen. Zur Zeit ist seine Schwester Tina aus Essen für 6 Wochen zu Besuch und wir verbringen einen netten Abend zusammen.

Am nächsten Tag stellt Peter einen Kontakt mit Alex Debogorski, dem Iceroadtrucker aus der bekannten Fernsehserie, für uns her. Wir fahren zu seiner Halle, die eher einem Schrottplatz gleicht. Hier hat er alles der letzten 40 Jahre gesammelt. Stolz zeigt er Hans seine Schätzchen und erzählt vom Job auf der Iceroad. Alex ist etwa 60 Jahre alt und kommt ursprünglich aus Polen.

Leider bleibt es bei einem kurzen Kontakt, da er schon wieder auf dem Sprung ist. Wir hatten doch so sehr auf eins seiner signierten Bücher gehofft … SCHADE. Trotzdem nett, ihn kennen gelernt zu haben.

Sein Truck

und sein Motto auf den LKW Türen … daher auch seine 11 (elf) !!! Kinder.
Aber beim Ritt über das gefrorene Polarmeer hinaus zu den Ölfeldern auch nicht ganz verkehrt, wenn der Chef da gaaanz oben zumindest bescheid weiß, wer da im Ernstfalle an der Pforte steht ….

Hier verabschieden wir uns auch von Peter und Tina. DANKE für alles.

Wir machen eine Fototour durch Yellowknife.

Dies ist der erste Flieger, eine Bristol MK 170, der auf Rädern am 6.5.1967 am Nordpol gelandet ist.

In der Altstadt treffen wir auf die alte Trapper-Kneipe „WildCat“, das Bush Pilots Monument mit 360 Grad Rundumblick, die alte Bank und und und.

Skyline von Yellowknife

Hausboote und im Hintergrund am 7. Juni noch die Eisschollen

Wohnhaus in Schräglage

Bank of Toronto 1938 -1950

Wild Cat Café von 1937, früher und heute.

Dort traf sich alles …
Piloten, Mienenbesitzer, Banker, Richter, Geschäftsleute, Trapper, Missionare und auch Regierungsbeamte

Yellowknife hat in der Altstadt mit enormen Frostverwerfungen zu kämpfen … der Verkehr läuft teilweise mit 20 km/h.
Die Temperaturen in der Stadt fallen schon mal auf minus 57° C

Hier mal ein Größenvergleich um zu sehen, welche Kaliber Eisbären sind.
Da ist im Ernstfalle Widerstand zwecklos.
In Deadhorse / Alaska wurde einer mit 1.900 Pfund/ca. 850 kg erlegt.

Auf dem Rückweg machen wir einen Abstecher nach Rae, einem 1.500 Einwohner-Dorf der First Nation, das einen sehr netten und aufgeräumten Eindruck macht.

Offroad auch auf dem Spielplatz

Am Friedhof mit seinen Geisterhäuschen fällt uns auf, dass es sehr viele Kindergräber gibt und dass die Sterberate zwischen 40 und 60 Jahren sehr, sehr hoch ist.

Auch viele ganz frische Gräber, die erst jetzt nach dem langen Winter im frostfreien Boden geschaufelt werden können, sind zu sehen.

Immer wieder kommen wir an den Winter-(Ice) Roads vorbei, die jetzt im Sommer natürlich geschlossen sind.

Zwischenstopp an den Samba-Deeh-Wasserfällen

Die Fährfahrt über den Liard River nach Fort Simpson verläuft schnell und problemlos.
Gut so, denn wir haben noch 3.000 km bis Inuvik, wo wir in 13 Tagen zur Sommersonnwende am 21.6. sein wollen.
Ist aber nicht schlimm …. nur 8 x abbiegen

Das kleine 1-Raum-Museum in Fort Simpson ist nett anzuschauen.

Hier steht der Stuhl, der extra für den Papst angefertigt wurde. Dieser wollte Fort Simpson 1984 einen Besuch abstatten, konnte aber wegen Nebels nicht landen. Dieser Besuch wurde aber nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. 1987 klappte es dann endlich, Papst Johannes Paul II landete in Fort Simpson.

Super schöner und ruhiger Schlafplatz am Mackenzie River.

Das Wetter ändert sich hier schlagartig.

Anstatt von Yellowknife endlos weit nach Dawson Creek (Beginn des Alaska Highways) zurück zu fahren, nehmen wir die Versorgungsroute nach Fort Nelson (225 km), die dort wieder auf den Alaska-Highway stößt, der uns nach Whitehorse bringt ( nur 1.200 km ). Wider erwarten und entgegen aller Infos läuft die Gravel Road sehr gut.

Am nächsten Morgen, nach halbem Weg dann der Schock. Es gibt eine große Hinweistafel, dass der Weg ab hier nur mit max. 4.500 kg zu befahren ist.

In der Milepost (DER Bibel für Nordkanada- und Alaska-Reisende) lese ich, dass nach ca. 35 km eine einspurige Brücke kommt. Dies könnte das Hindernis sein. Wir fahren ein und hoffen das Beste. Sollten wir zurück müssen, so müssten wir fast bis Dawson Creek zurück, was einen Umweg von 1.600 km !!! bedeuten würde. Dann würden wir es bis Inuvik zum 21.6. zur Sommersonnwende nicht mehr schaffen.

Und dann kommt die Brücke. Sie ist zwar auf 20 km/h beschränkt, hat aber keine Gewichtsbeschränkung. Langsam rollen wir darüber … und die Brücke steht noch. Das könnte es gewesen sein. Puh, wir fahren weiter.

Später kommt uns der Gedanke, dass für heute Regen gemeldet ist und die Strasse dann wahrscheinlich puddingweich würde. Mit schweren LKW wäre der Weg dann komplett hinüber und nur noch eine Buckelpiste. Da es trocken ist und sich noch keine Regenwolken anmelden, fahren wir weiter. Alles, was wir an maintenance begegnen macht jedenfalls keine Anstalten, uns aufzuhalten.

Am Blackstone Territorial Park haben wir einen tollen Blick auf die Nahanni Mountains. Endlich ändert sich das Panorama und die Berge kommen ins Blickfeld.

Heute sorgen Bären für Abwechslung. Einer saß am Straßenrand und hat sich kaum von uns stören lassen.

Und diesen Wanderburschen haben wir fast einen ganzen Kilometer lang begleitet.

Am Nachmittag sehen wir dann noch einige Büffel mit Jungtieren.

… schaut aus wie nach einem Mottenangriff…

Und der hier … ähm … der wollte jetzt momentan einfach nicht fotografiert werden …

… ob es noch einen Teil II des Berichts geben wird … ??? Aber sicher doch…