31.7. – 15.8.2013 – Labrador – 2.175 km

Nach 90 Minuten Fährzeit sind wir im Big Land angekommen!

Obwohl es eine Labrador-Fähre ist, kommt sie in Quebec an, ca. 3 km von Labrador entfernt. Hier in Quebec stellen wir die Uhr um 1,5 Stunden zurück, sind also jetzt 6 Stunden hinter Deutschland. Wenn wir nach 3 km die Provinzgrenze nach Labrador übertreten, haben wir wieder Neufundland-Zeit und sind nur 4,5 Stunden zurück. Innerhalb Labradors gibt es jedoch eine Zeitzone, bei der wir die Uhr dann wieder 0,5 Stunden zurückstellen … alles klar? Wir haben erst mal komplett auf die Zeitumstellung verzichtet und leben nun in unserer eigenen Urlaubs-Zeit.

Unser erster Weg führt uns wie immer an die Visitor-Info. Diese ist in einer ehemaligen Kirche untergebracht, wunderschön hergerichtet. Hier versorgen wir uns mit allen wichtigen Infos über Labrador.

Man kann hier in Labrador sogar kostenlos (gegen Kreditkarten-Kaution) ein Satelliten-Telefon bekommen, in das die Notruf-Nummer gespeichert ist, falls man unterwegs ein Problem hat. Dieses gibt man dann in Labrador-City zurück. Wir verzichten jedoch darauf, da wir unser eigenes Sat-Phone on board haben.

Der nächste Stopp ist Home-Depot, wo wir gegen Moskitos, Black Flies und No-See-Ums aufrüsten. Wir erstehen Mücken-Shirts und –hüte. Sieht zwar albern aus, aber die Einheimischen tragen es auch … scheint also zu helfen.

Danach wollen wir nur noch eins … einen Stellplatz. Schnell werden wir oberhalb der Beach von Blanc-Sablon fündig.

Auf Quebec-Seite fahren wir nur bis Brador. Sehr schön, aber leider aufgrund des dichten Nebels nicht viel zu sehen. Schnell noch ein Brot gekauft, da wir in der „Franzosen-Provinz“ Quebec sind, und die das mit dem Brot irgendwie besser können.

Nächster Anlaufpunkt ist das Lighthouse in L`Anse Armour im dichten Nebel. Zum Glück hupt das Nebelhorn nicht. Wir erfahren später, dass es Probleme mit dem Chip gibt. Die Küstenwache war schon per Helikopter da … dauert noch … So haben wir eine ruhige Nacht.

Am nächsten Morgen klart es ein wenig auf. Wir würden uns gerne das Lighthouse ansehen, das jedoch einen Eintritt von 6 Can$ pro Person verlangt. Ich stecke mal unsere Kanada-Pässe ein, obwohl ich weiß, dass der Eintritt hier nicht enthalten ist, da es sich um ein Provincial Historic Site handelt und nicht um ein National Historic Site. Ich zeige die Pässe vor und erwähne, dass man uns gesagt hätte, wir hätten damit hier freien Eintritt. Hans ergänzt noch, dass wir damit bisher JEDES Lighthouse in Kanada kostenlos besichtigt haben. Die Frau ist sich nicht sicher und winkt uns so durch … DANKE!

Die Ausstellung zeigt einiges an altem Kartenmaterial, das bis auf das 15. Jahrhundert zurück geht. Ich bin immer wieder erstaunt, wie detailliert diese Karten schon waren.
Weiterhin gibt es einige Infos zu den Schiffsunglücken vor Ort und der Walfängerei.
Zum Schluss dürfen wir noch den Leuchtturm besteigen, den zweithöchsten in Atlantik-Kanada mit 128 Stufen.

Gleich neben dem Lighthouse hat sich am 8.8.1922 das Schiffsunglück der HMS Raleigh ereignet. Das Schiff wich dem einzigen dort schwimmenden Eisberg aus, rammte dabei einen Felsen und lief auf Grund. 11 Personen starben. Die Überlebenden wurden am Leuchtturm und im Ort aufgenommen und versorgt. Nachdem das 12.000 to. Kriegsschiff komplett von explosivem Material befreit wurde, wurde es nach 4 Jahren (1926) gesprengt. Fast 100 Jahre später liegen noch immer Hunderte von Tonnen an Wrackteilen verstreut am Strand herum und rosten auf einer Länge von fast 1 km vor sich hin. Stahl, teilweise über 10 cm stark!!!
Kein Mensch interessiert sich hier für Bargeld, das einfach nur eingesammelt werden müsste. Wie auch, es gibt keinen Schrottplatz.

Weiter geht es nach Red Bay mit wunderschönen Landschaftsbildern.

In Red Bay schauen wir uns das Museum an, in dem ein Original Walfangboot der Basken aus dem 16. Jahrhundert ausgestellt ist. Dieses wurde in den 70er Jahren vor Red Bay entdeckt und Stück für Stück aus dem Meer geborgen und hier wieder aufgebaut.
Zu dieser Zeit hatten die Basken hier über Jahrzehnte hinweg eine riesige Walfangstation. Sie kamen mit bis zu 50 Schiffen mit je 50 – 75 Mann Besatzung. Die Wale waren hier besonders langsam und schwammen nah an die Küste heran. Sie produzierten sehr viel Öl, wodurch sie auf dem Wasser trieben, nachdem sie getötet waren. Dieses wurde nach der 8monatigen Saison nach Europa transportiert und dort als Handelsware genutzt. Während der Saison muss die ganze Bucht rot vor Blut gewesen sein und hat daher den Namen Red Bay bekommen. Nachdem der Walbestand geringer wurde, wurde diese Walfangstation aufgegeben.

Das rostige Boot, das heute noch in der Bucht liegt, hatte in den 60er Jahren einen Motorschaden. Die Reparaturen schlugen fehl. Später zerrissen die Ankerketten und das Schiff kam an dieser Stelle zum Liegen, wo es bis heute vor sich hin rostet.

Nach so viel Input brauchen wir unbedingt ein Päuschen.

Am Abend stehen wir am Parkplatz eines Hiking-Trails. Wir nutzen den Sonnenschein, um die 689 Stufen auf den Buckel zu steigen und haben von dort eine wunderbare Aussicht auf die Red Bay. Allerdings fressen uns die Black Flies fast auf. Aber mit unseren Moskito-Shirts sind wir bestens gerüstet und werden nicht gestochen. Perfekt!

Am nächsten Tag geht es auf den Trans-Labrador-Highway, der 1.000 km Piste bereit hält.

In einem Hardware-Laden hat Hans noch einen Versuch unternommen, ein Gitter zu bekommen, um daraus einen Steinschlag-Schutz für die Windschutzscheibe zu basteln. Nichts! Dann sieht er die Schütt-Regale … Wir fragen den Chef, ob wir davon zwei alte ausrangierte Regale bekommen können. Schon wird der Azubi ins Lager geschickt und wird fündig. Wir bekommen die Regale geschenkt. DANKE!
Wir haben diese präpariert, indem Hans darauf herumhämmert und –gesprungen ist, bis aus den Schütten eine gerade Fläche wurde.

Die ersten 100 km der Piste sind wirklich übel und mit Schlaglöchern übersät. Hans lässt Luft aus den Reifen und die Fahrt wird etwas angenehmer.

Wir machen einen Zwischenstopp in Marys Harbour, von wo aus es eine Bootstour nach Battle Harbour (National Historic Site) gibt. Von einem Professorenpaar, das in Alaska lehrt, haben wir erfahren, dass das sehr interessant sein soll und wir unbedingt dort rüber fahren sollten. In meinem Infoheftchen habe ich etwas von 9 Can$ für die Führung gelesen. Von Anderen haben wir die Info, dass es 60 Can$ kosten soll. Also machen wir uns selber schlau. Ich gehe direkt zur Fähre und falle fast um … die Fähre fährt nur einmal am Tag, man muss somit also übernachten. Überfahrt mit Führung und 3 x Essen kostet pro Person 150 Can$, die günstigste Übernachtung im Doppelzimmer 175 Can$. Für 24 Stunden Ausflug würde uns das also 475 Can$ kosten! Diese Ausgabe wurde vom Controller abgelehnt!

Dann gibt es noch einen Abstecher nach St. Lewis, die Iceberg Alley. Eisberge sehen wir allerdings keine mehr.

Als wir auf den Hausberg fahren, sehen wir ein handgeschriebenes Schild, das vor Schwarzbären warnt. Kein Wunder, denn direkt nach dem Schild ist die örtliche Müllkippe. Dort wird einfach ALLES abgeladen über Gemüsereste, Sofas, Kühlschränke bis hin zu alten Autos. Somit fällt der Abendspaziergang hier aus.

Mit Claudia, die wir in Neufundland kennen gelernt haben, stehen wir an der alten amerikanischen Radarstation. Da Nebel aufzieht, hat sich auch die 360 Grad Rundumsicht schnell erledigt… schade, sah eben noch wunderschön aus.

Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg nach Cartwright, haben ca. 270 km Piste vor uns. Obwohl es ständig durch den Wald geht, ist der Weg erstaunlich abwechslungsreich. Das Wetter ist sehr durchwachsen und wechselt zwischen kurzen sonnigen Abschnitten, Wolken und Regenschauern. Die Hauptpiste ist etwas hart, lässt sich aber mit 60 km/h prima durchfahren. Der Abstecher nach Cartwright (90 km one way) ist noch besser, da weniger befahren, zwar gravel, aber wie eine Autobahn. Aufgrund des Regens staubt die Piste zwar nicht, dafür sind wir voller Dreck.

Zwischendurch machen wir noch einen Abstecher vom Abstecher nach Paradise River, einem Örtchen mit 16 Einwohnern (lt. Prospekt von 2008). Wir vermuten, dass sich dieser Ort inzwischen komplett aufgelöst hat, doch Irrtum. Hier wird noch fleißig renoviert, neu gebaut, neue Bauplätze geschaffen … und das, obwohl die nächsten Orte 40 km (Cartwright) bzw. 230 km (Red Bay) entfernt sind.

Der Flughafen ist inzwischen verlassen und die Rollbahn wurde zum Sägewerk umfunktioniert.

Bis vor 3 Jahren fuhr von Cartwright noch die Fähre nach Happy Valley – Goose Bay ab. Erst 2010 wurde die Straße von knapp 300 km zwischen den beiden Orten fertig gestellt und der Fährbetrieb aufgrund dessen eingestellt (s. Karte am Ende des Berichts). Seitdem wird Cartwright mehr und mehr zur Geisterstadt.

Wir übernachten auf dem ehemaligen Fährgelände im Hafen und sind entsetzt. Der riesige Platz verkommt zur Müllhalde. Hier liegen Autos zerstört auf dem Kopf, der Motor ist herausgerissen, das Öl läuft aus … aber keiner kümmert sich. Was würde passieren, wenn wir das dem örtlichen Dorfpolizisten melden würden??? Was macht der Bürgermeister? Stört sich wirklich keiner daran??? Einerseits sind überall Schilder „No Littering“ aufgestellt mit hohen Strafandrohungen, und dann so was…

Ansonsten stehen die Motels leer, Gift Shops wurden aufgegeben, die Snack-Buden im Hafen sind verrammelt, die Grundstücke vermüllt … und Touris sind hier auch nicht mehr zu sehen.

Am nächsten Morgen machen wir uns früh auf den Weg, da wir die 400 km gravel road bis Happy Valley – Goose Bay zurücklegen wollen. Ein ganz schöner Ritt bei einer max. Geschwindigkeit von 60 km/h.

Wie bisher ist die Landschaft recht abwechslungsreich: Wald, Seen, Wiesen, Grasfläche, mal hügelig, mal flach … so gibt es immer etwas zu Schauen und wird nicht langweilig.

Am späten Nachmittag trudeln wir am Info-Center ein, können dort sogar Wombi abspritzen, der vor Dreck erstarrt ist.

Danach sind wir so k. o, dass wir uns nur noch einen Stellplatz am Hafen suchen. So stehen wir wieder am ehemaligen Fähranleger, von dem bis 2010 die Fähre nach Cartwright abfuhr. Hier ist es zwar noch nicht gar so vermüllt wie drüben, aber die ersten Ansätze sind auch schon zu erkennen. Da es sich hier um eine größere Stadt mit 8.000 Einwohnern handelt, konnte die Aufgabe der Fähre hier anscheinend besser aufgefangen werden.

Von Happy Valley – Goose Bay gibt es eine Fähre, über die die nördlichsten Orte Labradors bis hinauf nach Nain zu erreichen sind (s. Karte am Ende des Berichts). Innerhalb von 5 Tagen fährt die Fähre 5 Orte an, hat dort jeweils 2-3 Stunden Aufenthalt und fährt wieder zurück. Da wären wir natürlich gern dabei. Allerdings legt die Fähre nur montags mittags ab und das ist … heute.

In der Visitor-Info erfahren wir, dass der Preis in der einfachsten Kategorie one way bei 300 Can$ pro Person liegt. Der Ausflug würde uns also 1.200 Can$ kosten. Da schauen wir doch lieber nur dem Auslaufen der Fähre zu.

Den Rest des Tages verbringen wir am Airport. Das Wetter ist super und wir schauen uns die Flugzeuge an, die hier mitten auf der grünen Wiese ausgestellt sind.

Von der Antonov 225, die hier auch gelandet ist, sehen wir leider nur ein Foto.
Spannweite 290 ft, Höhe 60 ft, Spritkapazität 410.000 ltr. 

Da es sich um eine Basis der Nato handelt, ist die Flughafen-Anlage riesig. Hier befindet sich die längste Landebahn in Atlantic Canada mit 3.400 m.
Wir sehen auch die Wohnungen und Hangar der Deutschen, die im Winter für ihre Übungsflüge hierher kommen, insbesondere für Tiefflugübungen auf 30m Höhe.

Das Militärmuseum am Flughafen ist kostenlos und ganz interessant.

Dann versuchen wir noch einmal, mit einem kleinen Motorflugzeug hoch bis nach Nain zu kommen. Da fallen wir fast vom Hocker. Der Flug kostet 950 Can$ pro Person, allerdings hin und zurück ;-). Somit ist das Thema „nördliches Labrador“ für uns endgültig abgehakt.

Für den Abend nehmen wir wieder unseren Platz am Hafen ein. Ich lese die Infoblätter über Happey Valley und lese von einem Look-Out in Flughafennähe, den man direkt anfahren kann. Ganz neu angelegt, mit Picknickbänkchen etc. Leider gibt es keine genaue Beschreibung sondern nur „in der Nähe der Base“ und „fragen Sie nach dem Weg“. Also los!

Nach Rückfrage an der Touri-Info erfahren wir, dass dieser Look-Out inzwischen mit einem Gate geschlossen sei. Warum er dann noch auf dem Zettel steht, will ich wissen. Das sei halt so. Es stehe ja jetzt dabei, dass ein Gate dort sei. Davon lassen wir uns nicht abhalten. Wir versuchen es trotzdem. Egal, von welcher Seite wir auch kommen, wir kommen nicht durch.

Hans beschließt, dass wir direkt hinter dem Zaun am Nato Rollfeld stehen bleiben. Ich finde die Idee nicht so gut, aber er lässt sich davon nicht abbringen. Immerhin stehen wir so, dass der Tower uns auch sieht, und wir etwaige Starts und Landungen. Wir haben ja nichts zu verbergen. Ich fange also an zu kochen … Plötzlich sehen wir am hinteren Fenster, wie es rot und blau blinkt. Die Polizei. Es klopft. Mit der Hand an der Waffe informiert er uns freundlich, dass wir hier nichts zu suchen haben. Mit dem Kochlöffel in der Hand versuche ich mich herauszureden, dass wir hier nur ein Päuschen machen und dann wieder fahren. Klappt auch. Wir können hier noch essen, sollen dann aber verschwinden und uns hier nicht mehr blicken lassen. Er wolle nicht noch einmal herkommen müssen. Das lassen wir uns nicht zwei Mal sagen. Wir essen schnell und verschwinden auch schon. Wir ziehen uns wieder an den bekannten Platz im verlassenen Hafen zurück.

Danach führt uns unser Weg nach North West River, 40 km von Happy Valley – Goose Bay entfernt. Wir haben von Bruno und Renate eine Anlaufadresse bekommen. Wir könnten bei Ruben, einem Südafrikaner, im Garten stehen. Dort könnten wir auch Wäsche waschen etc. Wir trauen uns nicht ganz, zumal es so ausschaut, als sei er gar nicht da. Also fahren wir erst mal kreuz und quer durch den Ort und bleiben dann am Fluss stehen. Von dort aus fragen wir per mail bei Bruno noch mal nach, ob das ernst gemeint war. Klar, kein Problem. Also auf zu Ruben, parken, klingeln und gesagt, dass wir Grüße von Bruno und Renate ausrichten sollen.

Wir dürfen uns auch sofort in den Garten stellen und er lädt uns in sein Haus ein. So verbringen wir einen netten Abend und erfahren, dass er 57 Jahre alt ist, seit 1987 in Kanada im Exil ist, weil der dem ANC (African National Congress) angehörte. Er ist geschieden und hat 6 Kinder in 4 Ländern. Jaja, er kam weit rum…

Ruben ist Sozialarbeiter und arbeitet im Innu-Reservat gleich auf der anderen Flussseite. Er nimmt uns in seinem Wagen mit und zeigt uns das Reservat. Wir sagen natürlich nicht, dass wir dort allein schon jeden Weg abgefahren sind… Konnten das Ganze aber nicht so richtig einordnen. Wir hatten den Eindruck, in einem sozial sehr schwachen Viertel zu sein und wollten den Kindern schon Süßigkeiten in die Hand drücken.

Nun erfahren wir, dass sie hier alles von der Regierung bezahlt bekommen (Haus, Strom, neue Schule …, monatliche Schecks i.H.v. 3.000 – 9.000 Can$ pro Person (eine 28 jährige Frau hatte 9 Kinder !!) bis hin zu verbilligtem Sprit und Zigaretten, da man Ihnen ja Ihre Heimat genommen hat. Sie haben keinen Grund, ihre Häuser und Gärten zu pflegen, denn wenn verkommen, bekommen sie ein neues Haus …
Und alle 3 Monate gibt’s einen zusätzlichen Scheck von den staatl. Minengesellschaften. Ruben erzählte von Fällen, wo am Wochenende schon mal 5.000 Can$ verprasst werden … wohlgemerkt im Niemandsland (der Taxifahrer bekommt 50 $ Trinkgeld wenn er schneller fährt).

Die palastähnliche neue Schule … steht leer, denn keiner geht hin.

Ruben hat auch 5 Jahre lang im Busch oben im Norden in Natuashish, das nur per Flugzeug oder Boot zu erreichen ist, gearbeitet. Drogen, insbes. Schnüffeln ist bei den Innu ein ganz großes Thema, die Selbstmordrate ist hoch … Wir bekommen Infos aus 1. Hand.

Den nächsten Tag verbringen wir mit Hausarbeit.

Ruben hat beschlossen, sein Büro heute schon mittags zu schließen. Er kommt kurz heim und sagt, dass wir um 18:00 Uhr zum BBQ eingeladen seien und keinesfalls kochen sollen. Dann ist er auch schon wieder verschwunden. Gegen 17:00 Uhr taucht er wieder auf, übergibt Hans ein 6er-Pack Budweiser (26 Can$!!!), da er selbst keinen Alkohol trinkt (außer Tequila ;-). Dann fängt er auch schon an zu brutzeln. Pünktlich hat er das essen auf dem Tisch, Schweinesteak, Kartoffeln, Reis und Salat. Köstlich!!!

Wir sitzen noch zusammen und plötzlich kommt er auf die Idee, dass wir auf einen Kaffee nach Goose Bay fahren könnten. Sind ja nur 40 km one way. Und so landen wir am Tim Horton und lassen uns Kaffee und TimBits schmecken.

Den traumhaften Sonnenuntergang schauen wir uns am Airport an. Dort kennen Hans und ich uns ja inzwischen bestens aus. So geht ein wirklich gelungener Tag zu Ende.

Wir sind faul und bleiben die nächsten drei Tage bei Ruben im Garten stehen. Der Besuch der beiden Museen ist verschoben. Wir sitzen in der Sonne, bereiten mails und unsere Homepage vor, machen ein Mittagsschläfchen, computern weiter (WLAN vom Nachbar sei Dank …), machen einen kurzen Spaziergang durch den Ort, wobei Hans gleich einen neuen Hallenstellplatz entdeckt … und sind am Abend trotzdem k. o. Herrlich relaxing!

Während wir faul im Garten sitzen, kommt ein französischer MAN angefahren und gesellt sich zu uns in den Garten. Die beiden sind mit einem 2jährigen Kind seit 4 Wochen unterwegs (Jean-Hervé, Silvie und Lucca). Sie sind übe Quebec nach Labrador gefahren und haben Bruno und Renate unterwegs getroffen, die ihnen ebenfalls von diesem Stellplatz berichtet haben. Sie spricht kaum englisch, was mir Gelegenheit gibt, mein Französisch heraus zu kramen. Was mir jedoch sichtlich schwer fällt. Mit dem Verstehen jedoch geht es noch ganz gut. Somit mache ich mir wegen Quebec jetzt mal wenig Gedanken.

Nach fünf! Tagen verabschieden wir uns von Ruben und North West River. Vorher schauen wir uns noch in die beiden kleinen Museen. Hier bekommen wir noch mal viele Infos über die unterschiedlichen Kulturen: Innu, Inuit, Micmac, Cree, Mohawik, Malisset, Metis, Algonclian, Hurons, Atikameak, Ojibway, Wampanoag … alles klar?

In North West River wurde 1743 ein Handelsposten etabliert. Zunächst waren hier die Trapper aus Quebec und später England, die Inuit-Frauen geheiratet haben. Nomadische Innu kamen ebenfalls, die hier ihre Felle gegen Lebensmittel etc getauscht haben. Das Museum zeigt den Hudson´s Bay Company Fell Handelsposten von 1923. Hier ist auch noch ein Teil der Original Verkaufsräume ausgestellt.

Nun geht es zurück nach Goose Bay. Shopping ist angesagt, denn unsere Vorräte sind so gut wie aufgebraucht. Allerdings kaufen wir hier nur das Nötigste, da wir gehört haben, dass es in Churchill Falls günstiger sein soll. Das können wir zwar kaum glauben, da dort nur 800 Einwohner versorgt werden, während es hier in Goose Bay 8.000 sind. Wir lassen uns überraschen.

Zwischendurch begleiten uns immer mal wieder Bärentatzen. Die dazu gehörenden Bären haben wir allerdings noch nicht gesehen.

Als wir noch einmal an der Touri-Info stehen, kommt Ruben vorbei, der in Mom´s Place mal wieder beim Kochen hilft. Das Restaurant (und das angrenzende Hotel) gehören seiner Freundin Minnie (die noch ein weiteres Hotel betreibt). Dieses ist für 2 Jahre mit Arbeitern der Fa. Nalcor ausgebucht, die am Muskrat Falls – Projekt arbeiten. Ein neuer Staudamm. Ca. 20 Personen sind nun eingemietet, die dort morgens frühstücken, ein Lunchpaket bekommen und zu Abend essen. Für 150 Can$ pro Person pro Tag!

Ruben sagt, dass wir einfach vorbeikommen sollen, Gesagt, getan … Als wir ankommen, steht Ruben bereits fertig an der Türe … also nix mit Abendessen …. Stattdessen fahren wir mit Ruben erst mal zu seiner Freundin, die ein Büro auf der Airbase hat. Sie ist die einzige Privatperson, der hier noch 2 Gebäude gehören. Man versucht, ihr diese abzukaufen, aber sie wartet noch, bis der Preis steigt.

Kaum sind wir bei ihr, fragt sie schon, ob wir zu Abend gegessen hätten und ob wir in Mom´s Place essen wollen. Wir zögern ein wenig und sagen dann zu. Schon ruft sie dort an, dass die Damen dort das leftover für uns herrichten sollen. Sie hat leider keine Zeit mitzukommen und Ruben müsse sie noch irgendwo hin fahren. So gehen wir allein.

Die beiden Köchinnen sind schon allein, die Arbeiter sind abgefüttert. Wir bekommen einen riiiesigen Teller mit Fleisch, Gemüse, Kartoffeln etc. vorgesetzt. Um zum Nachtisch noch Trifle. Wir sind so satt, dass wir uns kaum noch bewegen können. LECKER!

Die beiden Damen sind sooo nett. Eine kommt aus Nain und war zuletzt vor 4 Jahren dort. Sie hat ihren Mann, einem Engländer, der mit 7 Jahren nach Labrador kam, mit 17 Jahren kennen gelernt und von ihm englisch gelernt. Nun ist sie selbst schon mehrfache Großmutter. Die andere ist total begeistert von unserem Wohnmobil. Spontan lädt sie uns noch für morgen früh zum Frühstück ein. Auf unsere Frage, wann es am besten passt, sagt sie: 6:15 – 6:30 Uhr, dann seien die Arbeiter schon weg. OK, wir kommen wieder. Stehen wir eben morgen ein wenig früher auf.

Unser Wecker schellt um 5:30 Uhr. Wir haben im Hafen schlecht geschlafen. Mal ganz abgesehen davon, dass wir viel zu vollgefressen waren … Ich bin todmüde und kriege die Augen kaum auf. Trotzdem: Raus aus den Federn.

Pünktlich um 6:30 Uhr (s. Foto) stehen wir wieder auf der Matte und bekommen Rührei mit Speck und gebuttertem Toast, frischen Kaffee und Orangensaft. Köstlich!

Eine Stunde später sind wir schon auf der Piste. Das frühe Aufstehen passt heute ganz gut, denn wir wollen die 300 km bis Churchill Falls durchziehen. Die Straße ist super. 200 km sind schon geteert und die restlichen 100 km gravel road sind in hervorragendem Zustand. So kommen wir gut voran.

Und dann sehen wir ihn, unseren ersten Bär. Er steht direkt neben uns am Straßenrand. Hans bleibt sofort stehen und stellt den Motor ab. Der Bär macht zunächst Anstalten, wegzulaufen. Nachdem er jedoch nichts mehr hört, überlegt er es sich wieder anders. Er dreht sich um, schaut zu uns rüber und trottet ganz gemütlich über die Straße. Ganz schön groß, das Bärchen.

So geht die Fahrt dahin…

Zwischendurch sehen wir auch einige km abgebrannten Wald vom Feuer vor 6 Wochen. Wir hatten ja sogar in St. Johns in Neufundland die Auswirkungen des Rauchs mitbekommen.

In Churchill Falls angekommen, fahren wir gleich zum Town Office. Hier sollen wir uns für die geführte Tour durch das Unterirdische Wasserkraftwerk anmelden. Der Aufzug sei defekt, heißt es und der Monteur wurde zur Reparatur eines anderen Aufzuges auf eine Bohrinsel ausgeflogen. Wir könnten es morgen früh noch einmal probieren. OK, also warten. Wir schauen uns den Ort an.

Ein 250 to. Travo.

Der Damm, der den Stausee hält, ist wie eine Straße befahrbar. Ganz wohl ist mir allerdings nicht dabei. Aber, sollte der Damm brechen, dann ist auch ganz Churchill Falls unter uns weg. Alle Deiche und Staumauern an den Stauseen rundrum haben eine Gesamtlänge von insgesamt 65,4 km.

Am Abend fahren wir aus dem Ort heraus und finden unseren Nachtplatz am Skilift.

Am nächsten Morgen stehen wir wieder im Town Office. Der Aufzug sei immer noch defekt. Wir könnten aber den restlichen Teil der Tour machen und zumindest die Infos über das Wasserkraftwerk bekommen.
Karen, unser tour-guide nimmt uns gleich in Empfang und im Gebäude gegenüber gibt sie uns viele detaillierte Infos. Zum Abschluss gibt es noch ein kurzes Video.

Da steht ein 250 to. Generator drauf. Neupreis 5 Mio. Can$, davon 2 Mio. Can$ Transportkosten über Bahn und damals 400 km Piste.

Die Churchill Falls vor dem Bau des Wasserkraftwerkes und jetzt …. erschütternd.

Ca. 120 der 640 Einwohner in Churchill Falls arbeiten direkt für Nalcor. Ca. 100 weitere sind bei Nalcor angestellt, betreiben z.B. den Supermarkt, die Schule, den Kindergarten etc. Es gibt hier 130 Schulkinder in 12 Stufen und nochmals 50 Kindergartenkinder. Die Wohnungen und Häuser im Ort gehören ebenfalls Nalcor. Für ein Haus zahlt man etwa 100 Can$ Miete, Strom natürlich kostenlos. Sobald man mit 55 in Rente geht, muss man allerdings ausziehen. Man bekommt dann 60% des Durchschnittsgehaltes der 5 besten Jahre.

Wir erfahren auch, dass der Supermarkt tatsächlich von Nalcor betrieben wird und somit die Lebensmittel, insbes. Milch, Obst und Gemüse subventioniert werden und deutlich günstiger sind als in Happy Valley – Goose Bay. Dann gibt es noch eine Bibliothek, ein kostenloses Schwimmbad, ein Eisstadion, Sportplätze etc. und natürlich den Skilift … wo die Strahler 365 Tage rund um die Uhr brennen.

Das Power Plant wurde Anfang der 60er Jahre geplant und ging 1967 in Bau. 1971 wurde es dann in Betrieb genommen, 5 Monate vor der geplanten Zeit und mit 50 Mio. Kosten weniger. Zu dieser Zeit haben 6.300 Personen daran gearbeitet.

Das Kraftwerk befindet sich 1327 ft. unter der Erde, ist 296 Meter lang, 24 Meter breit und 47 Meter hoch. Somit ist es so hoch wie ein 15stöckiges Gebäude und so groß wie drei kanadische Footballfelder in der Länge. Hier noch ein paar Detailinfos:
11 Turbinen mit zus. 680.000 PS
Turbinenrad:77 to.
Rotordurchmesser im Generator 10 m
Rotor Höhe 3,10 m
Rotorgewicht 586 to.
Reparaturen mit 2 je 400 to. Deckenkränen
Stromproduktion aller Turbinen unter Volllast 5400 MW.

Karen bietet uns an, dass wir, sollte der Aufzug wieder funktionieren, wir mit der 14:00 Uhr-Tour in die Tiefe fahren könnten.

In der Zwischenzeit fahren wir zur Müllkippe und sehen dort tatsächlich 7! Bären. Hans natürlich wieder mal ganz nah dran. Als das junge Bärchen auf ihn zu rennen will, macht er sich dann doch endlich mal aus dem Staub. Allerdings hat er nicht gesehen, dass Mama Bär sich inzwischen angeschlichen hat. So kann ich ihm gerade noch zurufen, dass sie gleich um die Ecke kommt. Doch Mama Bär interessiert das zum Glück gar nicht und schnell ist Hans wieder im Auto. Puh.

Um 14:00 Uhr stehen wir wieder im Town Office auf der Matte…. Der Aufzug funktioniert noch immer nicht …

So fahren wir zum Churchill River. Heute sieht man davon nur noch das nackte Flussbett, in dem sich ein kleines Rinnsal befindet. Der Rest wird in den Stausee umgeleitet.

Hans lässt es sich nicht nehmen, dass er am nächsten Morgen noch einmal nach Churchill Falls zurück fährt. Ich traue mich schon gar nicht mehr ins Town Office hinein. Sie grinst mich gleich an und bestätigt, dass der Aufzug wieder funktioniert. Ob wir die Mittagstour machen wollen … Ich erkläre ihr, dass Karen uns angeboten hat, bei der nächsten möglichen Tour 30 Min später hinzuzustoßen, denn so lange benötigt sie für die Eingangsinfos. Und da es ja jetzt 9:30 Uhr ist, würden wir jetzt gern unter Tage fahren. Sie ruft gleich an und … kein Problem. In einer halben Stunde werden wir abgeholt.
Was wir dann sehen ist einfach riiiieesig. Hans ist begeistert.

Nächster geplanter Halt: Labrador City. Doch wir kommen nur 40 km weit. Da inzwischen die komplette Strecke bis Lab City geteert ist und uns schnell vorankommen lässt, beschließen wir, noch einen Abstecher über Esker nach Schefferville zu machen. Dort gibt es eine große Mine, die inzwischen stillgelegt ist. Direkt daneben ist in Innu-Reservat. Wir wissen, dass es bis 1985 einen Weg zwischen Churchill Falls und Esker gab. Erst dann wurde die Straße zwischen Labrador City und Churchill Falls angelegt. Über diesen Weg kamen damals die Maschinen und das Material für das Kraftwerk. Sie wurden von Baie Comeau bis Esker mit der Bahn geschickt und von dort dann über die Straße weiter transportiert. Heute könne man die Strecke kaum noch befahren. Allerdings sei dort außer noch mehr Wald nichts zu sehen.

Das wollen wir uns selber anschauen. Hoffen wir doch immer noch, dass wir den ganzen Weg bis nach Schefferville fahren können, ungefähr 200 km.

Also hinein ins Abenteuer. Die gravel road ist ziemlich gut. Hans lässt noch ein wenig Luft ab und so kommen wir gut voran. Die Landschaft ist wunderschön und sehr abwechslungsreich, viele Seen mit kleinen Inselchen. Anhand der Schilder stellen wir fest, dass Nalcor hier noch einen Stützpunkt hat und das Wasser „kontrolliert“. Wir machen noch einen Abstecher vom Abstecher und kommen an einigen Dämmen entlang. Wunderschön anzusehen.

Auf dem weiteren Weg kommen wir an einem Staudamm vorbei. Hier machen wir ein Päuschen. Der Weg auf unserem Navi zeigt noch ungefähr 15 km an, was aber immer noch 50 km vor Esker wäre. Wie erwartet, geht der Weg darüber hinaus noch weiter. Klar, dass wir weiter fahren. Doch nach weiteren 10 km wird der Weg so schmal, dass wir sämtliche „Büsche“ rasieren…. Aus 15m breiter Piste wurde ein teilweise unter 2 m breiter Pfad. Hier müssen wir aufgeben, weil umdrehen mal eben nicht so einfach ist. Es sieht zwar stabil aus, aber in den Büschen steht das Wasser. Also lieber jetzt als an der berühmten Stelle, wo es nicht mehr weiter geht. Schade. Die Strecke wird wohl von Nalcor nur noch bis zum Staudamm gepflegt.

Inzwischen ist es schon 19:00 Uhr und wir entscheiden, die gravel am Abend noch zurück zu fahren. Sollten wir hier hinten ein Problem haben, so kommt hier niemand vorbei. Und eine Panne mitten im „Bärenland“ zu beheben, ist auch nicht so prickelnd.

Labrador City liegt noch immer 200 km vor uns. Auf dem Weg dorthin sehen wir wieder das Ausmaß des Feuers, das hier vor 6 Wochen vor Lab City gewütet hat. Einige der Häuser sind bereits so gut wie wieder aufgebaut.

In Lab-City versuche, eine Straßenkarte von Quebec zu bekommen, erhalte aber wieder nur die Antwort, dass er keine habe, weil diese bezahlt werden müssten. Ich könne aber für 10 Can$ eine bei WalMart kaufen.

Dem angrenzenden Information Center statten wir nur einen kurzen Besuch ab. Hans hat genug Infos über Labrador, Fischerei etc. Ich stelle jedoch fest, dass es hier eher um die Minen geht und lasse ihn warten, während ich mich umschaue. Er vergnügt sich währenddessen mit den ausgestopften Tieren.

Wir wollen uns hier die Minen anschauen, sind aber einen Tag zu spät. Gestern gab es die letzte Tour in diesem Jahr. Mennoooooo!

So staunen wir eben über die Dinge, die am Wegesrand liegen…

Das blanke Chassis ohne Mulde wiegt 57 to., ein Komplettrad 5,2 to.

Damit geht unser Aufenthalt geographisch im Big Land zu Ende, da wir in die Provinz Quebec einreisen. Die Zivilisation haben wir aber noch lange nicht erreicht.

Reiseverlauf in Labrador („click“ zum Vergrößern)

Allgemeine Infos
Aktueller Wechselkurs: 1 € = 1,37 Can$

Diesel =1,50 Can$/L

3 Gedanken zu „31.7. – 15.8.2013 – Labrador – 2.175 km

    1. admin Beitragsautor

      jaja, im „Big Land“ ist so manches XXXL … kann aber ganz schön unhandlich werden …

      Und die Kabelbinder … für irgendwas müssen sie ja gut sein.

      Karola & Hans

      Antworten

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